PFAS in Weinheim gefunden – es besteht aber keine akute Gefahr für Bevölkerung

(rnk – 7.5.24) PFAS auf zwei Arealen in Weinheim gefunden – es besteht aber keine akute Gefahr für Bevölkerung

Dem Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis liegen Erkenntnisse vor, dass es in der Großen Kreisstadt Weinheim Areale gibt, die mit PFAS verunreinigt sind. PFAS ist die Abkürzung für die Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien, die auch als PFC – früher auch als PFT – bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um Stoffe, die im Alltag beispielsweise in Funktionskleidung verwendet werden. Diese künstlich hergestellten Stoffe können sich aufgrund ihrer Langlebigkeit allerdings in der Umwelt anreichern. Eine akute Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung geht durch die festgestellten Verunreinigungen der Böden nicht aus. Es liegen auch keine Hinweise zu einer Belastung des Trinkwassers vor.

„Die betroffenen Flächen sind momentan einerseits das Grundstück der ehemaligen Kreispflege in Weinheim, welches nun in drei Baufenster unterteilt ist. Zwei der Baufenster sind bereits vom Rhein-Neckar-Kreis an Investoren veräußert worden und teilweise bebaut“, informiert Landrat Stefan Dallinger.

Zudem sind PFAS bei Baugrunderkundungen für Vorüberlegungen zum Hochwasserschutz- und Ökologieprojekts (HÖP) Weinheim, das in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums liegt, im Bereich der Weschnitzdämme und potentieller Aufweitungsbereiche bei einer Umsetzung des geplanten HÖP gefunden worden. Die Baugrunderkundungen wurden überwiegend im Bereich der Dämme zwischen Händelstraße und Bundesstraße (B) 38 auf einer Länge von rund 650 Meter durchgeführt. Auch wenn die Faktenlage über eventuell weitere betroffene Flächen im Raum Weinheim noch unklar ist, ist es allen Beteiligten ein großes Anliegen, die Öffentlichkeit zu diesem Thema frühzeitig zu informieren.

Trinkwasserversorgung nicht gefährdet

Die wichtigste Nachricht ist sicherlich, dass momentan von keiner akuten Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung auszugehen ist. „Eine Untersuchung des Landesgesundheitsamtes im Landkreis Rastatt, in dem großflächig PFAS im Boden von landwirtschaftlich genutzten Grundstücken gefunden wurden, hat gezeigt, dass die Aufnahme von relevanten Mengen der sehr beständigen, aber reaktionsarmen Stoffe hauptsächlich über belastetes Trinkwasser erfolgte. Die dortigen Untersuchungen ergaben auch, dass die Aufnahme über die Nahrung oder Erde eine untergeordnete Rolle spielte“, erklärt der Leiter des Gesundheitsamts im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Dr. Andreas Welker. Die Trinkwasserversorgung in Weinheim ist weiterhin sicher. Die Große Kreisstadt bezieht ihr Wasser vom Wassergewinnungsverband Badische Bergstraße in Hemsbach, der das Wasser aus dem mittleren Grundwasserleiter fördert.

Wo kommen PFAS vor?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil. Deshalb spricht man auch von sogenannten „Ewigkeitschemikalien“. Sie werden in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen eingesetzt. Zudem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet.

Welche Flächen sind aktuell betroffen?

Letzteres könnte eine Erklärung für einen Teil der Verunreinigungen auf dem ehemaligen GRN-Gelände sein, wo 2012 ein Großbrand stattfand. Das Gelände umfasst eine Fläche von insgesamt rund 40.000 Quadratmeter südlich der Viernheimer Straße und etwa 5.500 Quadratmeter nördlich der Viernheimer Straße – insgesamt also circa 45.500 Quadratmeter. PFAS wurden auf allen Flächen im Rahmen von Schürfen und Rammkernsondierungen nachgewiesen, wobei die Intensität der Belastung mit zunehmender Tiefe abnimmt. Zur Herkunft der PFAS-Belastung in den Weschnitzdämmen gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse

Wie geht es weiter?

„Wir arbeiten in dieser Angelegenheit eng mit den Fachbehörden, der Stadt Weinheim und dem Regierungspräsidium Karlsruhe zusammen. Allen Beteiligten ist an einer raschen Ursachenforschung gelegen“, erklärt Landrat Dallinger. Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis lässt daher in nächster Zeit Bodenuntersuchungen auf dem Gebiet der Stadt Weinheim vornehmen, um Erkenntnisse über die denkbare PFAS-Belastungen von weiteren Flächen zu gewinnen.

Ein mit dem Thema PFAS erfahrenes Ingenieurbüro wird die Beprobungen durchführen und die Ergebnisse zeitnah analysieren und bewerten. Erst dann lassen sich verlässliche Aussagen zum Umfang und Grad der Belastungen und zu weiteren Maßnahmen treffen. „Wenn uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir die Öffentlichkeit über die nächsten Schritte und weitere Maßnahmen informieren – wir möchten so transparent wie möglich sein“, so Dallinger weiter.

Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just pflichtet dem Landrat bei: „Wir tragen vor Ort natürlich ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern, auch was die größtmögliche Transparenz der Vorgänge und gewonnenen Erkenntnisse angeht. Am Ende des Tages ist es das Wichtigste, eine Gefährdung unserer Bevölkerung auszuschließen. Das wird die Maxime unseres Handels sein. Ich weiß, dass alle Beteiligten des Verfahrens das genauso sehen. Wir haben dabei großes Vertrauen in die zuständigen Fachbehörden und die Experten des Landratsamtes. Dieses Vertrauen ergibt sich schon aus der extrem hohen Wachsamkeit und dem Problembewusstsein bis zum heutigen Tag.“

INFO

Das Landratsamt hat eine eigene Infoseite auf seiner Homepage eingerichtet, die stets aktualisiert werden kann:www.rhein-neckar-kreis.de/pfas. Dort finden sich viele weitere Informationen und Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ).

 


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