Zeitlose Liebe in modernem Gewand: IGV begeistert mit „Romeo und Julia“
(eme 28.6.24) Zum 30-jährigen Jubiläum der Freilichtspiele in Nußloch präsentierte die Interessengemeinschaft Volksschauspiele (IGV) gestern Abend eine beeindruckende Generalprobe von Shakespeares Klassiker „Romeo und Julia“. Unter der Regie von Georg Veit gelang eine faszinierende Neuinterpretation des weltbekannten Liebesdramas, die Tradition und Moderne gekonnt verknüpft. Wer denkt, einen netten Abend bei leichter intellektuelle Kost erleben zu dürfen, hat hier weit gefehlt, denn die Inszenierung besticht durch ihre Originalität. Veit hat es geschafft, Shakespeares klassische Sprache mit modernen Elementen zu verbinden. Besonders gelungen ist die Integration zeitgenössische Elemente wie Popmusik, die an passenden Stellen für Auflockerung sorgt und einen reizvollen Kontrast zur klassischen Vorlage bildet.
Die IGV Nußloch demonstriert mit ihrer Inszenierung von „Romeo und Julia“ eindrucksvoll auch einen gelungenen Generationenwechsel. Besonders deutlich wird dies bei der Besetzung der Hauptrollen. Das tragische Liebespaar wird von zwei jungen Nachwuchstalenten verkörpert: Emily Ziegler als Julia und Daniel Höhr als Romeo. Ihre frische und authentische Darstellung bringt neue Energie in den Klassiker und zeigt, dass die IGV erfolgreich junge Talente fördert und integriert.
Die Chemie zwischen Emily Ziegler und Daniel Höhr auf der Bühne ist bemerkenswert. Sie verleihen dem jahrhundertealten Stoff eine zeitgemäße Lebendigkeit, ohne dabei die Essenz von Shakespeares Werk zu verfälschen. Besonders Emily Ziegler bewies bei der Generalprobe ihre Professionalität und Improvisationsfähigkeit, als sie spontan einen fehlenden Toneinspieler ersetzte und den finalen Schuss selbst emittierte.
Der Generationenwechsel spiegelt sich auch in der Gesamtbesetzung wider. Mit einem Ensemble, das Darsteller im Alter von 9 bis 83 Jahren umfasst, schafft die IGV eine beeindruckende Brücke zwischen den Generationen. Diese Altersspanne ermöglicht es, die verschiedenen Charaktere des Stücks – von den jugendlichen Liebenden bis zu den erfahrenen Familienoberhäuptern – authentisch und vielschichtig darzustellen.
Eine innovative Ergänzung zur Vorlage sind die fünf in Schwarz-Weiß gekleideten Todesengel, die als stille Beobachter das Geschehen begleiten und die Seelen der Verstorbenen symbolisch als Luftballons in den Himmel entlassen. Diese kreative Interpretation verleiht dem Stück eine zusätzliche metaphysische Dimension
Die Produktion überzeugt nicht nur schauspielerisch, sondern auch in allen technischen Aspekten. Von den einfallsreichen Kulissen über die detaillierten Kostüme bis hin zur ausgefeilten Beleuchtung und Tontechnik – die IGV beweist einmal mehr ihr professionelles Niveau.
Die hohe Qualität der Aufführung spiegelt sich auch im Kartenverkauf wider. Mit einer Auslastung von 90% bereits zu Beginn der Spielzeit zeichnet sich ein Rekorderfolg ab. Theaterbegeisterte sollten sich daher beeilen, um noch Karten für dieses außergewöhnliche Sommervergnügen zu ergattern. Die Vorstellungen finden vom 28. Juni bis zum 20. Juli 2024 im Steinbruchgelände Nußloch statt. Mit „Romeo und Julia“ hat die IGV nicht nur ein Meisterwerk der Weltliteratur auf die Bühne gebracht, sondern auch ein unvergessliches Theatererlebnis geschaffen, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
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