Herausragende Brutsaison im Zoo Heidelberg

Orangebrust-Trupial beim Füttern seines Nachwuchses. Im Sommer konnten Besucher den Bau des imposanten Nests des Elternpaares in der begehbaren Südamerika-Voliere mitverfolgen. Foto: Heidrun Knigge/Zoo Heidelberg
Kraftakt hinter den Kulissen
Nachzucht bei bedrohten Moorenten, seltenen Trupialen oder heimischen Steinkäuzen: Der Zoo Heidelberg freut sich über eine eindrucksvolle Brutsaison. Das Tierpflegeteam zog unter großem Einsatz Jungvögel bei 39 verschiedenen Vogelarten nach. Mehr als die Hälfte davon sind gemäß der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN bedroht. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung moderner Zoos für den internationalen Artenschutz. Was das Zoo-Team jeden einzelnen Tag leistet, um Bestände bedrohter Arten zu sichern, ist für Besuchern oft nicht sichtbar. Denn die Arbeit findet meist hinter den Kulissen statt, wirkt aber weit über Heidelberg hinaus.
Bis im Brutraum des Zoo Heidelberg winzige Schnäbel durch die Eierschalen brechen, hat das Tierpflegeteam schon einen weiten Weg zurückgelegt: Jeden Tag kontrollieren die Tierpfleger Leonhard Aistleitner und Laura Pohl bebrütete Eier, messen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, dokumentieren Gewicht und Schlupfaktivität. Nach dem Schlüpfen kümmern sie sich um jedes Jungtier. „Unser Tierpflegeteam hat diese Saison wirklich alles gegeben“, sagt Joshua Förg, Kurator für Vögel, Reptilien und Amphibien. „Umso mehr freut es uns, dass das große Engagement jedes Einzelnen mit einer herausragenden Brutsaison belohnt worden ist.“

: Neun der 13 jungen Moorenten tragen im Rahmen von Auswilderungsprojekten in Tschechien und Polen zur Stärkung der Bestände der hochbedrohten Entenart in Europa bei. Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg
Highlights der Brutsaison
Neben Nachwuchs bei den Waldrappen (stark gefährdet), Grünkardinälen (stark gefährdet) und Socorrotauben (in der Natur ausgestorben) ist das Team besonders stolz auf 13 junge Moorenten, einer der am stärksten bedrohten Entenarten Europas. Sieben davon hat der Zoo Heidelberg im Herbst im Rahmen eines internationalen Projekts ausgewildert. Zwei weitere Tiere werden Ende des Jahres einem Auswilderungsprojekt in Polen zur Verfügung gestellt. Die restlichen vier Tiere werden an den Zoo Zürich abgegeben, um den Zoobestand zu stärken.
Die erfolgreiche Handaufzucht von zwei seltenen Sonnenrallen lieferte wichtige Erkenntnisse für diesen sensiblen Prozess, die für zukünftige Aufzuchten wertvoll sind. Einen weiteren Meilenstein erreichte der Zoo bei den Perutrielen: Erstmals zogen die Pfleger in Heidelberg ein Jungtier dieser gefährdeten Art auf. In europäischen Zoos leben nur zehn Tiere, vier davon nun in Heidelberg. „Das Paar ist erst seit einem knappen Jahr bei uns. Dass die Nachzucht so schnell gelungen ist, macht uns besonders stolz“, berichtet die stellvertretende Revierleitung Alexandra Dussel.
Auch heimische Arten profitieren vom Engagement des Zoo-Teams. Gemeinsam mit dem BUND Dossenheim wilderte der Zoo seine beiden diesjährigen Steinkauznestlinge erfolgreich aus. Es ist die vierte Saison, in der Zoo-Steinkäuze die natürliche Population rund um Heidelberg unterstützen und so aktiv zur Rückkehr der kleinen Eulenart in der Region beitragen.

Die erfolgreiche Handaufzucht von zwei seltenen Sonnenrallen lieferte wichtige Erkenntnisse für diesen sensiblen Prozess, die für zukünftige Aufzuchten wertvoll sind. Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg
Ein Besucherhighlight waren die Orangebrust-Trupiale. Das Paar zog Anfang des Jahres aus der Stuttgarter Wilhelma nach Heidelberg und sorgte bereits im Sommer für Nachwuchs. In der begehbaren Südamerika-Voliere konnten Besucher den Bau des imposanten Hängenests aus nächster Nähe verfolgen. „Wir haben die Tiere wochenlang mit verschiedensten Nistmaterialien im Schnabel beobachtet, ohne dass sie damit richtig gestartet haben“, erzählt Tierpflegerin Liza Vogel. „Erst als wir ihnen Schweifhaare von Pferden angeboten haben, haben sie ihr arttypisches Nest gewoben.“
Forschung und internationale Zusammenarbeit
Hinter jeder dieser Erfolgsmeldungen stehen wissenschaftliche Dokumentation, gezielte Zuchtprogramme und ein Netzwerk aus europäischen Zoos und zahlreichen Privathaltern, das eng zusammenarbeitet, um die Bestände der Tierarten in Menschenobhut langfristig zu sichern. „Jede Nachzucht, jeder Datensatz, jede gelungene Kooperation zahlt direkt auf den Artenschutz ein“, betont Förg. „Viele dieser Erfolge passieren abseits der Besucherwege, aber dort wird die Zukunft vieler bedrohter Arten entschieden.“
Text und Foto: Zoo Heidelberg
Kurz-URL: https://nussloch-lokal.de/?p=190341



























