Hinschauen statt Wegsehen: Essstörungen sind kein Randthema

Auf großes Interesse stieß der Fachtag zum Thema Essstörungen, der in der Weinheimer Hans-Freudenberg-Schule stattfand. Foto: LRA RNK
Fachkräfte aus Schule, Sport und Gesundheit diskutierten in Weinheim darüber, wie Prävention Essstörungen verhindern kann
„Essstörungen sind kein Randthema – sie betreffen uns alle.“ Mit diesen eindringlichen Worten eröffnete Dr. Melanie Weiß von der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg den Fachtag „Essstörungen – Prävention in Schulen und Vereinen“. In der Aula der Weinheimer Hans-Freudenberg-Schule waren rund 60 Teilnehmende aus Pädagogik, Sozialarbeit, Vereinen, Krankenkassen und Sport zusammengekommen, um gemeinsam Strategien für eine frühzeitige Prävention zu entwickeln.
Den Auftakt machten Vorträge zum Thema: Zuerst beleuchtete Maxi Schmitt vom FrauenGesundheitsZentrum (FGZ) Heidelberg Ursachen und Erscheinungsformen von Essstörungen und machte dabei deutlich, wie entscheidend die frühe Sensibilisierung ist. Charlotte Zimmer von der Caritas Mannheim sorgte anschließend mit ihrem provokanten Vortrag „10 gute Gründe magersüchtig zu sein“ für Gesprächsstoff – das war eine aufrüttelnde Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Schönheitsidealen und dem Druck, „perfekt“ zu sein. Zum Abschluss stellte die Kinder- und Jugendpsychiaterin sowie -psychotherapeutin Dr. Szarah Sanchez „eatappie“ vor, eine neu entwickelte App für Jugendliche mit Magersucht und Bulimie, die niederschwellige Unterstützungsmöglichkeit während der Wartezeit auf einen Therapieplatz bietet.
Am Nachmittag wurden in vier praxisnahen Workshops konkrete Handlungsmöglichkeiten besprochen. Dabei gaben Fachleute aus Schule, Jugendhilfe und dem Elternnetzwerk Magersucht Impulse zu Früherkennung und Gesprächsführung sowie der Unterstützung betroffener Familien. Besonders diskutiert wurde dabei der Einfluss sozialer Medien: Sven Holland von den Weinheimer Jugendmedien zeigte, wie Plattformen wie TikTok und Instagram gefährliche Körperbilder befördern – und wie Pädagoginnen und Pädagogen Jugendliche durch kritischen Umgang stärken können. Zum Abschluss erinnerte Moderatorin Eva Leichman, Kommunale Suchtbeauftragte der Stadt Heidelberg, an die gemeinsame Verantwortung: „Prävention beginnt dort, wo wir hinschauen, zuhören und handeln – in Schule, Verein und Familie.“
Der Fachtag macht deutlich: Essstörungen entstehen oft leise, im Verborgenen. Umso wichtiger ist es, nicht wegzusehen. Mut zum Hinschauen und Handeln kann Leben retten. Nähere Informationen zum Fachtag und zu unterstützenden Institutionen gibt es über den Verein Hungrige Herzen e.V. (www.hungrige-herzen.de) sowie unter www.rhein-neckar-kreis.de/start/landratsamt/netzwerk+essstoerungen.html
Text und Foto: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis
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