Kriechender Günsel – Ein Schatz im Nußlocher Gemeindewald
(wv 12.4.25) Zwischen den mächtigen Buchen des Nußlocher Gemeindewaldes findet sich eine kleine, unscheinbare Pflanze, die auf den ersten Blick leicht übersehen wird: Kriechender Günsel (Ajuga reptans). Doch hinter seiner bescheidenen Erscheinung verbirgt sich ein ökologischer Schatz, der nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für das Gleichgewicht des Waldes von großer Bedeutung ist.
Der Kriechende Günsel ist eine mehrjährige Wildpflanze aus der Familie der Lippenblütler. Seine violettblauen Blüten, die von April bis Juni den Waldboden schmücken, sind nicht nur ein ästhetischer Genuss, sondern auch eine wertvolle Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten. Im Nußlocher Wald zieht er Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen an und trägt so zur Bestäubung und zum Erhalt der Biodiversität bei. Besonders bemerkenswert ist seine Rolle als Lebensraum: Mit seinen kriechenden Rhizomen bildet er dichte Teppiche, die kleinen Tieren Schutz bieten und den Boden vor Erosion bewahren.
Ein Lebensraum voller Vielfalt
Die Bedingungen im Nußlocher Gemeindewald sind ideal für den Kriechenden Günsel. Er bevorzugt feuchte, humusreiche Böden und gedeiht besonders gut in halbschattigen Bereichen unter Gehölzen. In diesem naturnahen Wald kann die Pflanze ungestört wachsen und ihre wichtige ökologische Funktion erfüllen. Der Verzicht auf intensive Eingriffe wie das Entfernen von Totholz oder das Mähen des Unterwuchses schafft einen dynamischen Lebensraum, in dem Licht und Schatten harmonisch zusammenspielen – perfekt für Pflanzen wie den Günsel.
Während einer botanischen Exkursion im Frühjahr 2024 wurde der Kriechende Günsel von Markus Schrade, einem Pflanzenkundler aus Mannheim, vorgestellt. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, die Blätter der Pflanze zu probieren und sich über ihre heilenden Eigenschaften zu informieren. Tatsächlich ist der Günsel nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch eine traditionelle Heilpflanze. Seine Bitterstoffe und Gerbstoffe werden in der Naturheilkunde geschätzt – sei es zur Wundheilung oder als Zutat in Frühlingssalaten.
Ein Symbol für den Schutz unserer Wälder
Die Präsenz des Kriechenden Günsels im Nußlocher Wald zeigt, wie wichtig naturnahe Wälder für die Artenvielfalt sind. Doch solche strukturreichen Lebensräume werden immer seltener. Der Günsel ist ein Indikator für gesunde Ökosysteme – dort, wo er wächst, finden sich oft auch andere seltene Pflanzenarten wie Orchideen oder Waldmeister.
Im Nußlocher Gemeindewald wird deutlich, dass der Schutz solcher Pflanzen nicht nur den Tieren zugutekommt, sondern auch uns Menschen. Die Wälder sind nicht nur Rohstofflieferanten oder Erholungsorte; sie sind komplexe Netzwerke des Lebens. Jede Pflanze, selbst die kleinste am Boden wachsende wie der Kriechende Günsel, spielt darin eine unverzichtbare Rolle.
Die Nußlocher Bürger können mit ihrem Engagement für den Gemeindewald einen wichtigen Beitrag leisten. Veranstaltungen wie die botanische Runde mit Markus Schrade fördern das Bewusstsein für die Bedeutung solcher Pflanzen und regen dazu an, unsere Wälder mit Respekt zu behandeln. Der Kriechende Günsel mag klein sein – doch seine Wirkung auf das Ökosystem ist groß.
Mehr interessante Infos zum Nußlocher Gemeindewald finden sie auf der website der Waldvision.
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