Nußlocher Friedenslinde am Tiefen Weg musste gefällt werden
(nu – 28.2.15) Im Beisein von Bürgermeister Karl Rühl, dem 1. Bürgermeisterstellvertreter Gerhard Leypold, den Gemeinderäten Schuster und Anweiler sowie Naturschutzwart Heinrich Schmidt wurde am 10. Februar 2015 das Naturdenkmal „Friedenslinde“ am Tiefen Weg gefällt. Die Beseitigung des Baumes war aus Verkehrssicherheitsgründen und aufgrund der Krankheit des Baumes unumgänglich geworden. Die Friedenslinde wurde im Jahr 1872 vom damaligen Kriegerverein als Erinnerung an die Gefallenen des Krieges Deutschland/ Frankreich von 1870/71 gepflanzt. Der Baum dürfte damals ca. 9 bis 10 Jahre alt gewesen sein, sodass sein Alter auf ca. 150 Jahre zu schätzen ist.
Der Baum ist in der Verordnung des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis zum Schutz von Naturdenkmalen (Bäumen und Baumgruppen) im Rhein-Neckar-Kreis vom 28.07.1995 enthalten. Als die Friedenslinde gepflanzt wurde, war die Wohnbebauung weit weg von ihrem Standort. Die Rahmenbedingungen am Standort haben sich im Laufe der Jahre so verändert, dass die ohnehin bei allen Lebewesen, auch bei Bäumen, beschränkte Lebensdauer bei der Linde weiter verkürzt wurde. Der Erhalt der Linde war schon immer eine Herzensangelegenheit der Bevölkerung, des Gemeinderates und der Verwaltung. Deshalb wurde immer wieder durch verschiedene Maßnahmen versucht, den Baum dauerhaft zu erhalten.
Im Jahre 1990 standen Verbreiterungsarbeiten der Straße „Tiefer Weg“ an. Hierbei waren bei der Winterlinde Steinpflaster gelagert, welche erheblichen Druck auf die Wurzeln ausgeübt hatten. Zu dieser Zeit gab es dann auch ein erhöhtes Aufkommen an Lkw, die sehr nah an der Linde vorbei fuhren. Ein weit in die Straße hineinragender Ast wurde damals von einem Lkw abgerissen. Der Ast wurde direkt am Stamm abgesägt. Diese „Wunde“ konnte sich nicht selbst verschließen, so dass eindringendes Wasser in den Stamm für Fäulnis an dieser Schnittstelle sorgte. Diese Fäulnis musste nach einiger Zeit aus dem Stamm „herausgeschabt“ und das entstandene Loch mit Beton aufgefüllt werden. Das Loch erstreckte sich dabei bereits über 1/3 des Durchmessers des Stammes.
Bereits Ende der 80er Jahre kam es zu Problemen bzgl. der Festigkeit des Baumes in der Krone. Hier wurde dann, damit die Stabilität des Baumes gewahrt bleibt, eine „Kronensicherung“ durchgeführt. Durch das Bohren von mehreren Löchern und dem Einbringen von „Verankerungsrundstangen“ wurde der Baum in seiner Struktur gefestigt. Mittlerweile sind diese Haltestangen verrostet und der Baum ist von innen heraus langsam verfault. Der Zustand des Baumes hat sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Im Jahr 2010 ergab eine Begutachtung durch die Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises noch ein zufriedenstellendes Ergebnis, es mussten nur im Kronenbereich Rückschnitte und Pflegemaßnahmen durchgeführt werden.
Das Gutachten des öffentlich bestellten vereidigten Sachverständigen, Herrn Dipl. Biologen Klaus Plessing, vom 06.05.2014 stellte fest, dass die Linde zunehmend abstirbt, eine äußerst geringe Vitalität aufweist und die Lebenserwartung nur gering ist. Er empfahl daher zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit die Fällung. Dem Gemeinderat war das Gutachten einschließlich Bildern zur Kenntnis vorgelegt worden. Mit Mitteilung vom 08.09.2014 ist die Naturschutzbehörde dem vorliegenden Gutachten gefolgt und hat der umgehenden Fällung des Baumes zugestimmt.
Ein weiterer Gutachter, Herr Bahner, wurde durch einen einzelnen Gemeinderat auf eigene Kosten zu Rate gezogen. Er hat am 23.10.2014 das Ergebnis des Gutachtens von Herrn Plessing bestätigt und bescheinigt, dass der Baum sehr krank ist und sich bei einem weiteren Rückschnitt nicht mehr erholen dürfte. Er hat ebenfalls die Fällung empfohlen. Bei der Fällung war ein Großteil des Holzes nur noch ein zellenloses Gewebe. Die Weißfäule hatte das Holz zersetzt, sodass es nur noch aus Fasern bestand (sogenannter Ligninabbau im Holz).
Der 3,20 m lange Stamm ist derzeit in einem Sägewerk gelagert. Die Krone war nicht mehr zu retten, deren Äste wurden bei der Fällung wegen ihres schlechten (morschen) Zustandes völlig zerstört. Der Stamm hat an der Seite viele Stellen, an denen nur noch zersetztes Holz festzustellen ist. Derzeit wird geprüft, ob aus dem Stamm Baumscheiben geschnitten werden können, ohne dass die Scheiben zerfallen. Diese sollen zur Dokumentation für die Gemeinde dienen. In Absprache mit dem Gemeinderat soll das Gelände neu beplant und ein neuer Baum anlässlich der 1250-Jahrfeier im Jahr 2016 voraussichtlich auf dem höherliegenden Plateau gepflanzt werden.
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