Rückblick auf die botanische Runde mit Markus Schrade am 7.4.2024

Der Mannheimer Pflanzenkundler Markus Schrade erklärt, wie man den Blattstiel der Großen Klette verzehren kann

(wv 9.4.24) Exkursion zu den Nußlocher Frühblühern und Waldbegleitern anlässlich des Tags des Waldes
Nach unserem Waldspaziergang am 24.3.2024 fand am 7.4.2024 eine weitere Veranstaltung statt. Auch diese hatten wir anlässlich des Tags des Waldes geplant. Diesmal hatten wir interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen, gemeinsam mit dem Mannheimer Pflanzenkundler Markus Schrade die frühbühenden Pflanzen unseres Waldes zu entdecken.

 

Wegen der Art der Veranstaltung mussten wir diesmal die Teilnehmerzahl auf 20 beschränken. Nur so konnten wir sicherstellen, dass die Erklärungen und Kommentare von Markus Schrade beim Publikum auch ankommen.

Erster Stopp direkt an der Waldkirche

Bestes Wetter zur Veranstaltung
Pünktlich um 10:00 Uhr freuten wir uns über perfektes Wetter zur Exkursion. Nach einer kurzen Wartezeit war klar, dass leider nicht alle angemeldeten Teilnehmer wie verabredet erschienen waren. Aus unserer Sicht sehr schade, da wir ansonsten noch Interessierte von der Warteliste hätten bedienen können.

Andererseits war die noch kleinere Gruppengröße – in Summe waren wir 14 Personen und ein Hund – auch von Vorteil. Die Teilnehmer am Spaziergang zeigten sich durchweg sehr interessiert und engagiert. So kam es während der nächsten 2,5 Stunden zu vielen spannenden Nachfragen und Diskussionen und großer Dynamik.

Pflanzenvielfalt im Nußlocher Gemeindewald
Nach dem Start am Parkplatz Brunnenfeld konnten wir direkt bei der Waldkirche die ersten Frühblüher entdecken: Der kriechende Günsel war die erste Pflanze, die besprochen und deren Blätter auch verkostet wurden.

Doch es sollte nicht bei dieser einen Pflanze bleiben. Entlang des Maisbacher Wegs und auch am Neuen Weg sprachen wir über mehr als 20 verschiedene Kräuter und Pflanzen.

Pflanzenübersicht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Berg-Goldnessel
Bärlauch
Einbeere
Gefleckte Taubnessel
Gefleckter Aronstab
Gemeiner Efeu
Große Klette
Hain-Veilchen
Kletten-Labkraut
Knoblauchsrauke
Kriechender Günsel
Maiglöckchen
Purpur-Knabenkraut
Rot-Buche
Scharbockskraut
Stinkender Storchschnabel
Teufelskralle
Vielblütige Weißwurz
Wald-Sanikel
Wald-Segge
Wald-Veilchen
Waldmeister
Zaun-Wicke
Zwiebel-Zahnwurz
Zu allen gefundenen Pflanzen entlang des Wegs gab Markus Schrade detailliert Auskunft. Sie wurden mit dem Hinweis vorgestellt, ob sie essbar oder giftig sind. Falls essbar gab Markus Schrade auch Hinweise zum Geschmack und ggfs. zur heilenden Wirkung.

Viele der Teilnehmenden probierten dann auch selbst von den essbaren Pflanzen und Kräutern und diskutierten anschließend über den empfundenen Geschmack.

Purpur-Knabenkraut kurz vor der Blüte

Botanische Höhepunkte
Besonderer Höhepunkt unter den gefundenen Pflanzen war sicherlich das Purpur-Knabenkraut, eine Orchideenart, welche im Nußlocher Gemeindewald nur noch an ganz wenigen Standorten vorkommt.

Das Purpur-Knabenkraut ist gefährdet. Um auf die besondere Schutzwürdigkeit dieser seltenen Art hinzuweisen, wurde das Purpur-Knabenkraut von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2013 gewählt.
An anderer Stelle fanden wir einen Wuchsort mit großem Vorkommen des Zwiebel-Zahnwurzes (oder auch Zwiebe-Schaumkrauts), welches in unserer Region nur noch sehr selten vorkommt und deshalb ebenfalls besonders schützenswert ist.

Beide Standorte waren leider durch die jünst erfolgten forstlichen Eingriffe stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Große Auflichtungen mit Brombeerenranken als Störanzeigern für zu starken Stickstoffeintrag in den Boden kamen entlang des Maisbacher Wegs leider immer wieder vor.

Auf die besondere Schutzwürdigkeite des Purpur-Knabenkrauts wurde augenscheinlich keine Rücksicht genommen.

Auch war es bemerkenswert, dass der noch vor wenigen Jahren im Vollschatten liegende Maisbacher Weg inzwischen fast vollständig von der Sonne beschienen wird. Ein Ergebnis der Wegesicherungsmaßnahmen und der Wegeverbreiterung der letzten Jahre in diesem einst idyllischen Abschnitt.

Praktische Tipps
Entlang des Wegs erklärte Markus Schrade, wie sich Bärlauch (sehr beliebt z.B. für Pesto) und Maiglöckchen (Achtung, giftig!) an Hand äußerer Merkmale der Blätter leicht unterscheiden lassen und sorgte damit für ein AHA-Erlebnis: Auch wenn sich die Blätter selbst sehr ähnlich sehen, ist beim Bärlauch die Blattoberseite glänzend und die Unterseite matt. Beim Maiglöckchen ist es genau umgekehrt. Anschließend ging der Pflanzenkundler noch auf weitere Unterscheidungsmerkmale ein.

Kurz danach entdeckten wir auch noch ein blühendes Exemplar des Aaron-Stabs, der wegen seiner besonderen Wuchsform sehr eindrucksvoll ist.

Artenvielfalt im Wald
Gegen Ende der Veranstaltung sprachen wir dann auch noch über die Artenvielfalt im Wald.

Während ein Wald häufig auf die darin wachsenden Bäume reduziert wird, gibt es neben Pilzen und Bakterien tatsächlich viel mehr Arten von Kräutern, Gräsern und Moosen als üblicherweise vorkommende Baumarten.

Beim Themenkomplex Artenvielfalt (Biodiversität) sind die Kräuter, Gräser und Pflanzen somit von entscheidender Bedeutung. Trotzdem werden diese Waldbegleiter häufig vernachlässigt und spielen bei der Bewirtschaftung des Waldes scheinbar keine Rolle, wie die Eindrücke während der Runde bis hierher gezeigt hatten.

An dieser Stelle ergab sich wie von selbst die Überleitung zu unserem besonders wertvollen Waldboden in Nußloch.

Waldboden in Nußloch
In der Hohle oberhalb der Waldkirche zeigte Markus Schrade die verschiedenen Schichten und die Beschaffenheit des Löß-Bodens und sprach über die mehrere Tausend Jahre dauernde Bildung eines solch wertvollen Bodens.

Markus Schrade ging auf den besonderen Wert des Bodens ein und wies nachdrücklich auf die Folgen einer Befahrung mit schweren Forstmaschinen hin: Der luftige Löß-Boden wird durch die schweren Forstmaschinen stark verdichtet und auch unwiederbringlich zerstört.

Deshalb ist es so wichtig, die Fahrwege durch den Wald in der Anzahl so gering wie möglich zu halten und die im Leitbild vereinbarten Abstände der Rückegassen einzuhalten. Die Hohle oberhalb der Waldkriche muss hier leider als Negativbeispiel genannt werden: Hier gibt es überbreite Einfahrten, zu geringe Abstände und nicht nachvollziehbare Verzweigungen.

Noch besser wäre es, auf schweren Maschineneinsatz komplett zu verzichten.

Fazit und Ausblick
Nach sehr kurzweiligen 2,5 Stunden mit sehr interessiertem Publikum endete unser Spaziergang mit einem Dank an Markus Schrade für die tollen Einblicke und natürlich an die Besucher für das Interesse und die großzügigen Spenden, mit denen wir einen großen Teil unserer Unkosten decken konnten! 

Im Nachgang erreichte uns auch schon eine erste begeisterte Rückmeldung einer Teilnehmerin:
„Danke, dass ihr das so toll organisiert habt, Waldvision Nußloch. es war super informativ und ein anderer Blickwinkel auf die Pflanzen in unserem Wald.  . ich werde beim nächsten Spaziergang schauen, wo ich die kennengelernten Pflanzen noch sehen kann! „
Sophie Herb
 

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