Stolpersteine in Nußloch verlegt: Erinnerung an vier deportierte und ermordete Juden
(nu – 28.10.16) Die Verlegung der Stolpersteine wurde bereits im November 2015 aus der Mitte des Gemeinderats angeregt und abschließend im März 2016 beschlossen. Nach einiger Wartezeit hatten wir nun die Möglichkeit, dass zwei Tage nach dem Jahrestag der Deportation der Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland die Verlegung der Stolpersteine in unserer Gemeinde stattfinden konnte.
Dieses Ereignis, an dem eine große Anzahl an interessierten Bürgerinnen und Bürgern und vor allem Schülerinnen und Schüler der Schillerschule teilgenommen haben, ist deshalb so bedeutend, weil mit den Stolpersteinen die Erinnerungskultur eine ganz neue Qualität bekommt. Anders als bei anderen Denkmälern oder Gedenktafeln begegnet man den Stolpersteinen im täglichen Leben, oft unverhofft und das ganze Jahr über. Die Stolpersteine sind da, wo Menschen leben und wo die Opfer, an die gedacht werden soll, gelebt haben. Sie sind auf diese Weise wieder mitten unter uns.
Diesen Quantensprung in der Erinnerungskultur haben wir dem Künstler Gunter Demnig zu verdanken. Er hat im Jahre 2000 die ersten genehmigten Stolpersteine in Köln verlegt. Das Projekt nimmt als wachsendes Kunstwerk bis heute eine unglaubliche Entwicklung. In über 1152 Städten in Deutschland und darüber hinaus auch in weiteren 21 Ländern in Europa, wurden mittlerweile Stolpersteine verlegt. Sie stellen somit das größte dezentrale Mahnmal der Welt dar. Herr Demnig hat für dieses Projekt etliche Auszeichnungen erhalten und wir sind dankbar, dass er die Stolpersteine nun auch in Nußloch verlegt hat.
Nach den einleitenden Worten durch Bürgermeister Rühl folgte ein kurzer Vortrag aus der jahrelangen Praxis des Künstlers Gunter Demnig. Abgerundet wurde die Verlegung der Stolpersteine durch einen Gedichtvortrag von Wolfgang Schneider und seine Erfahrungen aus 25 Besuchen des Konzentrationslagers in Auschwitz.
In unserer Gemeinde wurden zwei Gebäude ermittelt, in der bis zur Deportation am 22. Oktober 1940 jüdische Bürgerinnen und Bürger gewohnt haben und an die wir durch die Stolpersteine erinnern möchten. In der Friedrichstr. 6 wohnten die Schwestern Elsa und Guta Mayer und in der Hauptstraße 56 wohnte das Ehepaar Julius und Karoline Bernheim, geb. Ehrmann. Vor diesen beiden Gebäuden wurden im Gehweg die unten abgebildeten Stolpersteine verlegt.
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