Bewegender Kick – off zu mehr Naturnähe in Nußlocher Gärten

(ir 20.6.24) Es war ganz still unter den 40 Besuchern in der Olympiahalle am vergangenen Freitagabend, als Birgit Jaenicke und Heike Vetter vom NABU Edingen-Neckarhausen mit ihrem Vortrag begannen.

Nußloch intakt e.V. hatte interessierte Bürger eingeladen zum Thema „Naturnahe Gärten“, hierzu hat sich eine eigene Projektgruppe gebildet unter der Regie von Helmut Doyen. Ziel ist es, mehr Naturnähe und damit Artenvielfalt sowie Lebensgrundlage für viele Pflanzen und Tiere zu schaffen.

Unsere Gärten – mehr als ein begehbares Gemälde

„Wir tragen mit unseren Gärten mittlerweile eine große Verantwortung“, so Heike Vetter. „Erinnern Sie sich an die Fahrt in die Sommerferien in Ihrer Kindheit?“ so Vetter, „nach wenigen Kilometern musste die Windschutzscheibe gereinigt werden, weil so viele Insekten in der Luft schwirrten“. Dies hat sich seitdem dramatisch verändert. Heike Vetter erklärte, dass dies ein globales Problem ist, und auch die Vielfalt in unseren Supermärkten sehr abnehmen wird, wenn nicht bald ein Massensterben der bestäubenden Insekten verhindert wird. Wichtige Bestäuber für blühende Obstbäume sind z.B. vor allem die Mauerbienen. „Ein einzelnes Mauerbienenweibchen erbringt die Bestäubungsleistung von ca. 200 Honigbienen“, so Heike Vetter.

Die Referentinnen wissen, wovon sie sprechen, denn sie betreiben in Edingen-Neckarhausen einen öffentlich zugänglichen naturnahen Garten. Diesen besichtigte die Projektgruppe von Nußloch intakt mit Gästen im Frühjahr.

„Nußloch macht schon vieles richtig“, so Heike Vetter.  „Auf der Herfahrt haben wir gesehen, dass Grünstreifen nicht abgemäht wurden und sich auch Königskerzen unter den angesiedelten Pflanzen abseits der Ortseinfahrt befinden.“

Mehr als Information – Beratung und Begleitung

Nußloch intakt möchte nicht nur aufmerksam machen, wie ernst die Lage ist. Praktische Hilfe für den eigenen Garten, Information und Begleitung – für einen nachhaltigen Umbau zu mehr Artenvielfalt, Lebensraum und Hitzebeständigkeit – das ist das Angebot von uns an alle Interessierten. Es müssen nicht immer die großen Veränderungen sein. Schon ein 4m² naturnaher Garten verändert sehr viel für die Insekten. Nußloch intakt hat ein Expertenteam zu dem Thema, welches sich im Nachgang um die Bewerber zum aktiven Gestalten kümmern wird.  Vom Blumenkasten bis zur kompletten Umgestaltung bietet das Team seine Unterstützung an. Es wurden Listen ausgelegt und Interessierte konnten sich eintragen, die einen Besuch von den Expertinnen wünschen. „Ihren Garten graben wir aber nicht um“, stellte schmunzelnd Projektleiter Helmut Doyen klar.

Wie kann ein naturnaher Garten aussehen? Das zeigt der Garten von Linda Langer vom Experten-Team, der von der Initiative Tausend Arten Tausend Gärten mit Gold prämiert wurde in Baden-Württemberg. Die Interessierten werden eingeladen, diesen in einzelnen Gruppen anzuschauen und sich Anregungen zu holen.

Über Bezugsquellen von den richtigen Pflanzen, Pflanzpläne sowie Literatur zum Thema wurde über Flipcharts informiert, die jeder für sich abfotografieren konnte. Es wurde im Nachgang auch alles auf die Homepage von Nußloch intakt (www.nussloch-intakt.de) unter „Neuigkeiten“ und Projekte  „Naturnaher Garten“ eingestellt.

Unkraut mit anderen Augen sehen

Trotz WM-Start mit der National-Elf verweilten viele Besucher noch lange im Foyer der Olympiahalle. Eine ausgewähltes Getränkeangebot und Knabbereien sowie die schön dekorierten Tische luden dazu ein. „Bei der Auswahl der Blumendeko haben wir nicht geschaut, was im Beet steht, sondern zwischendrin“, so Isabell Rock. „Ich hätte mich auch nicht getraut, die Hortensien zu schneiden“. Vielmehr war die Deko schon Beispiel dafür, wie schön „Unkraut“ sein kann. Jutta Doyen dekoriert auch das invasive Berufskraut zu einem schönen Arrangement. „Das kann man getrost nehmen, es ist invasiv und gehört nicht hierher“, so die examinierte Gartenexpertin, die auch zum Experten-Team gehört.

Die Feedbacks zum Abend kamen schnell und das Projektteam Garten geht mit Elan an die Umsetzung. Dank der großzügigen Spenden der Besuchenden wurden die Kosten für die Veranstaltung komplett abgedeckt. Die beiden Vorständinnen des Nabu Edingen-Neckarhausen freuten sich auch über ihre vielen Spenden, die 1:1 in den Nabu-Garten fließen werden.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Text und Bilder Isabell Rock


 

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